Liebe Freundinnen und Freunde!

 

Wie ging es für mich weiter nach dem Trio, nach unserem grossen Erfolg? Gerne lasse ich euch teilnehmen an ein paar Erlebnissen.

Impressionen aus meinem Leben...

einige mit „Weichenstellung“.  Rund um die Musik...aber nicht nur...

 

Sehr schnell bekam ich einen Solo Platten-Vertrag in Deutschland mit Freddy Burger als meinen Manager. Guten Mutes machte ich mich auf die Suche nach geeigneten Produzenten und meinem eigenen musikalischen Ausdruck.

1982 kam die erste Solo LP „Friend to Friend“ heraus mit dem Hit “Simple Things”. Das machte Freude, und ich erfuhr viel Goodwill von den Medien; es kamen viele Anfragen für Radio- und TV-Auftritte in der Schweiz und Deutschland. In dieser Zeit stellte ich auch eine Band zusammen und wir machten diverse Life-Auftritte. Ein aufregendes, erfolgreiches Jahr.

Dann wurde es schwierig. Meine zweite Solo LP „Here, There and Everywhere“ mit neuen Produzenten kam 1984 heraus und floppte. In der Folge wurde der Plattenvertrag nicht verlängert und ich war mir selbst überlassen. Tja, ganz normal. Wer wäre da nicht in ein Loch gefallen? Ich musste mich fragen, wer bin ich, wenn es die Sängerin Sue Schell nicht mehr gibt, was kann ich, wenn das alles weg ist, wo gehöre ich hin??? Der Einbruch war massiv.

In dieser schwierigen Zeit kam doch glatt eine Anfrage vom Deutschen Fernsehen ZDF für eine Samstagabendshow; ich sagte wider aller Vernunft zu und fürchtete mich die Wochen vorher fast zu Tode. Aber ich kam durch! Mehr als das: Ich erlebte diesen Auftritt als tiefe Befreiung. Die ganze Angst perlte von mir ab, ein Glücksgefühl breitete sich in mir aus und ich wusste, dass mein Leben eine neue Richtung nehmen wird. Und mit Bestimmtheit wusste ich auch: Das Showbusiness ist nicht mehr mein Weg. Das war eine Weichenstellung!

Kleiner Zusatz:
Am nächsten Tag nach der Sendung kam ein Mann auf mich zu, begeistert gratulierte er mir. Sehr angetan sei er gewesen von meinem Gesang und dem anschliessenden Interview und überhaupt von meiner Persönlichkeit! Und er würde mich glattweg engagieren wollen als seine Solosängerin. Ob ich ihm nicht gleich zusagen könne? Seine Solosängerin? Es war Herr Fischer von den Fischerchören. Ein berühmter Fernseh-
Chor der um die Welt jetet...
Seine eindringliche Anfrage hat mich gefreut aber nicht gefruchtet wie ihr wisst, sonst hättet ihr noch einiges von mir gehört....

Und so kam in den folgenden Jahren ein Prozess des sich Findens, der Selbsterkenntnis in Gang. In dieser Zeit begann ich zu meditieren. Das berührte mich tief. Veränderte mich. Ich begann Texte zu schreiben...daraus entstanden Lieder, und zwei Jahre später die LP „Manchmal“. (1987) Sie wurde ein sogenannter Achtungserfolg .

 

Zwei Textausschnitte möchte ich an dieser Stelle einbringen. Sie erzählen von mir und gleichzeitig illustrieren sie etwas was nicht nur für mich Gültigkeit hat, so meine ich.

 

Manchmal - verlier ich mich
denn manchmal
Fühl ich nicht mehr, was falsch und richtig ist

Und manchmal - bleib ich stehn
denn manchmal
dreh ich im Kreis anstatt gradaus zu gehn

Will nichts mehr sehn und hör’n von dieser Welt
Und jemand sein der weder Wunsch noch Streben kennt

Und dann sag ich mir
Es hat alles seinen Sinn
Denn die Angst gehört zum Mutig sein, d
ie Zweifel zum Vertrau’n

Folgt der Tag der Nacht

gehört das Ende zum Beginn
Und zur Freiheit das Gefangensein

Zum Glück das Leid

**********

Zeit zum Aufbruch in ein neues Land
Auch wenn der Weg noch weit und unklar scheint

Mut zu Fragen, die schwer zu stellen sind
Weil die Antwort von gestern nicht mehr stimmt

Ich hab’s getan
Hab mich hundertmal gefragt
Was kann das sein, das in mir brennt
Und plötzlich
kam es von allein
Die Antwort aus dem Sein
Und endlich war mir klar was Leben heisst

Mut zur Sehnsucht - ohne Bitterkeit
Die Zeichen der Zeit steh‘n im Raum

Augen, die sehen, was sich im Innern rührt

Diese Sehnsucht, die zu der Wahrheit führt

 

Wo war ich?
Genau! Das Showbusiness ist nicht mehr mein Weg. Doch bis ich mich ganz verabschiede von meiner Laufbahn als Bühnensängerin, vergehen noch ein paar
Jahre...

1989 rauschte ich ab. Wie gut das tat! Innerhalb einer Woche hatte ich meine Wohnung in Bern für ein halbes Jahr untervermietet. Alles fügte sich. Ich blieb für 6 Monate im Meditationszentrum Nilambe in Sri Lanka. Dort wurde mir nochmals klar: Unmöglich in mein altes Leben zurückzukehren.

Und immer wieder fügten sich die Dinge: Noch während meines Aufenthaltes in Sri Lanka kündigte man mir die Wohnung in Bern wegen Eigengebrauchs; kurz danach kam das Angebot, in einem Meditations-Zentrum in Deutschland mitzuarbeiten. Nach gut einem Jahr dann die Einladung, nach Berlin zu kommen und in einer spirituellen WG mitzuwirken...

Ich fühlte mich geführt. Horchte ganz auf meine innere Stimme.

Jetzt mache ich einen grossen Sprung.

1998. Zurück in der Schweiz. Ich sitze auf der Terrasse im „Fernblick“, einem spirituellen Bildungshaus, übrigens auch der Grund, weshalb ich in Teufen gelandet bin. Neben mir sitzt Jutta, Psychologin und Mitarbeiterin und improvisiert auf ihrer Gitarre, summt ein bisschen was dazu...und mir stellen sich die Härchen. Ich komme mit meiner Stimme dazu und weiss sofort: Das ist etwas! Ganz gemächlich und ohne Druck machen wir uns daran, ein Liederprogramm zu erarbeiten.

Im Fernblick gehen einflussreiche Menschen ein und aus. So auch Niklaus Brantschen und Pia Gyger vom Lassalle-Haus Institut. Schon sehr bald werden wir eingeladen an ihren Tagungen zu singen.
Ich erinnere mich, wie ein Teilnehmer aus den USA nach einem Auftritt auf mich zukam, sein Portemonnaie zückte und mir fünfmal - ich dachte, wann hört der auf?, eine Hundert-Dollar-Note nach der andern in die Hand drückte. Als Anzahlung für eine CD, die wir von unseren Liedern machen sollten!

2002 durften wir im Lassalle-Haus dann unsere CD-Taufe feiern. Was waren wir stolz! Sie heisst „Breathe, you are alive“, macht heute noch vielen Menschen Freude und zieht weiter ihre Kreise...

Alles in allem waren Jutta und ich mit kleinen Unterbrüchen 25 Jahre musikalisch unterwegs zusammen.

Der „Fernblick“ hatte auch Projekte laufen, u.a. in Ibayo, einem Slum in Manila, den Philippinen. Zweimal war ich dort und habe zusammen mit einer kleinen Gruppe aus der Schweiz und Deutschland mit den Slum Bewohnern mitgelebt. Dazu die Geschichte von Ricky, eine von vielen, die ich mit euch teilen möchte:

Ich lerne ihn kennen in der Baptistenkirche, bestehend aus einem Schuppen, in einem Quartier hinter der Hauptstrasse. Er ist 29 Jahre alt und Leiter der „Youth- Group“ der Baptisten, so erfahre ich, und jetzt eifrig dabei, mir, die eben hereinspaziert ist, die Wahrheit zu verkünden. Ich habe noch nie eine Bibel gesehen, deren Blätter so abgegriffen sind wie diejenige, aus der er mir vorliest. Es berührt mich ziemlich. Dann will er wissen, woran ich mich orientiere, wo mein Glaube ein Zuhause hat. Ich erwidere, dass mir der Weg von Jesus Christus aber auch des Buddha nahe seien. Ricky schweigt.

Er legt die Bibel weg und schlägt vor, mir ein Lied zu singen. Er schiebt eine Kassette in das Gerät und es erklingt ein amerikanisches Arrangement zu dessen Musik er zu singen beginnt. Ich bin baff. A Star is born! Ein junger Frank Sinatra. Diese Stimme durchdringt nicht nur den ganzen kargen Raum sondern auch mich. „It’s a gift from God“, sagt er selig und verdreht die Augen. Dann erzählt er mir, dass er der Gewinner des 1. Preises eines Talent Festivals in den Philippinen war. Oder in Manila? Egal. Hier komm ich also in diesen Slum und treffe auf den gottbegnadeten Sänger Ricky, der die Woche über in Uniform und bewaffnet vor einer Bank steht und aufpasst, dass alles nach dem Rechten läuft.

Natürlich haben wir zusammen gesungen bevor ich abreiste.
Als ich wieder zu Hause war, schickte ich ihm ein schönes, mit seinem Namen eingraviertes Schweizer Taschenmesser.
Und etwas Geld für ein paar neue Stühle in der Kirche...

Was können wir dafür, dass wir in der Schweiz geboren sind?

 

Letztens habe ich wiedermal eine CD durchgehört von PSM...und war ganz hin und weg! Ich bin total eingetaucht in unsere Musik und nachher ganz beflügelt weiter in den Tag hinein...Wie schön, dass unsere Lieder mit dem Musical IO SENZA TE wieder auferstehen! Ich wünsche ganz vielen Menschen ganz viel Freude mit unseren Songs, die nie alt werden...nur wir werden alt!

Ich glaube, die Richtung die mein Leben genommen hat war immer in mir angelegt. Der Erfolg, die Krisenzeiten, mein Suchen, meine langjährige Meditationspraxis, das alles bewirkte, dass ich lernte, und immer noch lerne, mit neuen Augen zu schauen... nach innen und nach aussen.

Ich bin dankbar für meinen Weg und dafür, dass ich lernen und wachsen darf. Alles gehört dazu!

Ich schliesse mit einem kleinen Atem-Meditations-Lied das ich geschrieben habe...

 

Ein aus
Werde still
Ein Lächeln dich begleiten will

Durch das Leben jederzeit

Ist immer da gibt dir Geleit

Present moment wonderful moment

Ein aus
Komm zur Ruh
Weises Lächeln
das bist du

Ganz da hier und jetzt
Und tief im Innern
unverletzt!

Present moment wonderful moment

 

FORTSETZUNG FOLGT...